Donnerstag, Dezember 05, 2024

Wellenreiten in den Alpen

01.04.2023:  Günter Kölle, einer unserer erfahrensten Segelflieger, flog Anfang April in den französischen Seealpen. An seinem zweiten Flugtag konnte er im Wellensegelflug Höhen von bis zu 6000 m über Meereshöhe erreichen und Ausblicke fast wie aus dem Verkehrsflugzeug genießen. Hier sein Flugbericht:

Heute war der zweite Flugtag in Gap Tallard. Mein Lieblingsflugplatz in Südfrankreich. Sehr gechillter Betrieb gemeinsam mit den Fallschirmspringern.
Gestartet bin ich um 12:30 Uhr. In 800 m konnte ich den Motor einfahren, am Malup ging es auf der Nordseite mit 3 m/sec hoch. Klaro, es war Mistral. Unten im Tal hat er auch mit 20 km/h an die Hänge gedrückt. Da hat’s einen einfach mit hoch gerissen. Mit 2.600 m Höhe konnte ich dann nach Norden fliegen. Bereits in der Umgebung vom Flugplatz Gap Tallard kam mitten im Tal das Steigen der Langen Welle.

Oben war der Wind dann extrem stark. Der Mistral fegte mit ca. 100 km/h über die Landschaft, so dass die dynamischen Wellensysteme großflächig in Gang gekommen sind. In völlig ruhiger Luft konnte man einfach mit Mindestgeschwindigkeit geradeaus fliegen. Besonders interessant war das, weil auf der Moving Map zu erkennen war, dass sich mein Flieger mit 20 km/h rückwärts bewegte, obwohl meine Geschwindigkeit im Luftpaket bei 80 km/h lag. D.h. ich musste beschleunigen, damit ich nicht nach hinten aus dem Aufwindfeld raus „hagelte“.

Der Einstieg in die Welle war bei 2000 m. Dann flog ich ca. eine Stunde nur geradeaus in der dynamischen langen Welle. Am Ende war ich knapp 6000 m hoch. Das Steigen war dort immer noch sehr gut, jedoch ist der Luftraum dort mit FL 195 auf 19.500 Fuß limitiert.
Es war trotzdem ein Genuss, bei diesem grandiosen Ausblick Stunden zu verbringen. Die Bilder sagen mehr wie Worte.

Interessant ist auch, dass ich beim Start nur 3 Liter Benzin in ca. 7 Minuten verbraucht habe, danach konnte das Triebwerk eingeklappt werden. Die Energie für den 5,5 Stunden langen Flug kam aus der Atmosphäre. Bis auf die ersten paar Minuten ist das Fliegen mit wirklich Null Emission. Das begeistert mich immer wieder beim Segelfliegen. Ja, das ist angewandte Physik.

Text: Günter Kölle

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