Hier die Dokumentation eines legendären Junioren- Bundesligawochenendes am 12. Und 13. August 2017. Das Ziel der Aktion: Erobern des zweiten Platzes in der U-25 Liga, nachdem wir Platz 3 bereits seit Runde 4 inne haben (langsam wurde es langweilig... ;o). Leonard „Leo“ Krohmer berichtet (nur minimal bearbeiteter O-Ton):
Es ist Freitag: Schlechte Wetterprognose und kurze Abstimmung über die Verfügbarkeit der Flugzeuge und Piloten am Wochenende. Wir sind in Cham (Fluglager, letzter Abend) und evaluieren unsere Möglichkeiten. Nino Welz, Hannes Frey und ich (Leo Krohmer) als Piloten. Axel und Michi Lange als Begleiter falls notwendig. Beide stehen auf Abruf bereit.
Samstag nach Fluglagerheimkehr: Fahren, oder nicht fahren? Mehrmalige Wetterupdates von Frank Rodewald. Zwischenergebnis: Wir fahren nicht - versuchen es ab Hornberg.
Dann aber abends, beim Grillen nochmal ein Update, das alles ändern sollte: Einstimmige Entscheidung: Wir fahren. Und zwar direkt vom Hornberg. Nino gabelt Michi Lange auf, ich nehme Axel mit. Selber wegen der langen Fahrt von Cham und der kurzen Nacht zu müde, konnte ich als Beifahrer schlafen, während Axel fährt.
Abfahrt abends ab Hornberg, 22:00. Hinweis von Frank: beobachtet die Sat- Bilder. Ziel: Lachen-Speyerdorf, da wir die Leute kennen (fünf Fluglager in den letzten 5 Jahren) und der Keil der guten Wetterlage genau dort beginnen sollte. Ankunft abends knapp nach Mitternacht. Alle recht müde ins Bett. Es war klar, dass es im Rheintal nicht so früh geht, also Ausschlafen bis 8:00.
Zum Frühstück und Wetterbriefing folgt dann die Ernüchterung: Der Keil ist weiter nördlich. Lachen wird zu spät unter Hochdruckeinfluss kommen. Kurzes Updaten mit Frank, Diskussion und Entscheidung: Wir ziehen durch. Karte auf den Frühstücktisch und schauen welche Option wir haben. Kirn: Nur Windenbetrieb und kein Schlepp. Oder gleich nach Kassel? Aber Weg zu lang auf der Straße, das wären fast 5 Stunden fahrt. Da wird der Tag dann doch zu kurz. Alternative: Bad Sobernheim. Von der DM wusste ich, das dass das Leistungszentrum von RP ist, da werden wir ja schon in die Luft kommen. Nino ruft an, noch kein Betrieb, aber gegen später. Schleppmaschine ist vorhanden. Also Hänger dran und Abfahrt kurz vor 10.
Kurze Wettermeldung von Lars: Hornberg ist ziemlich bedeckt! Also doch alles richtig gemacht. Wetteroptik in Lachen bei der Abfahrt: Auch bedeckt.
Fahrt nach Bad Sobernheim: Bis 40km vor Ziel war die Optik noch nicht so berauschend, leichte Nervosität ob der Plan aufgeht. Niedrige Basis und noch sehr wässrige Wolken. Doch dann wurde die Optik zunehmend besser und die Laune der Angespanntheit verlagerte zu absoluter Fluggeilheit und Motivation.
Kurze Vorstellung bei den Einheimischen, sehr freundlicher Empfang. Flugbetrieb geht gleich los. Wir dürfen im F-Schlepp vor. Der Teamspirit schafft unglaubliches. 8 Minuten für 3 Flieger von Hänger bis abgeklebt, gecheckt und startbereit. Wir waren schneller startbereit, als der F- Schlepp Pilot von der Halle zum Startplatz rollen konnte! Startaufstellung: Leo 1, Nino 2, Hannes 3. Die Optik macht richtig Lust.
Nochmals Luftraumcheck: Frankfurt beginnt direkt östlich des Platzes. Nach Nordwest kommt man schnell nach Hahn. Nach Optik und Lufraum am besten ist die Linie direkt nach West. Einmal durchs Saarland. Nino ruft bei Langen an: Die EDR sind nicht aktiv, es kann losgehen.
Ich kurble den ersten Bart über dem Platz. Homogenes und rundes Steigen, 1,5m. dann los. Die Wolken stehen schön aufgereiht Ost/ West, keine brachialen Steigwerte, aber man kann zwischen 90 und 100 gut geradeaus fliegen. Knappe 40 km westlich holt mich Nino ein. Die Basis bleibt bei knapp über 1000 Metern, aber es ist deutlich abgeschatteter, und das Gelände steigt an. Ekliges Hügelland, stark bewaldet, Stauseen. Wir fliegen noch etwas weiter gegen den Wind vor. Es geht mit 0 m sinken zwar geradeaus, aber Steigen hat es auch nicht. Wir entscheiden uns zur Umkehr, beide knapp 300m über dem Gelände, wenige Optionen. Nino hat auf der anderen Hügelseite einen schwachen Bart, ich muss einmal um die Hügelkette rum fliegen, direkt reicht es nicht. Beide ungefähr 300 m über Grund. Als ich über den Grat fliege knappe 100 m über Grund, hoffentlich geht der Bart, sonst auf das abgemähte Grasfeld.
Nach knapp 4 Kreisen (Nino und ich versetzt) haben wir den Bart rund. Zwar nur 0,5, aber nicht wählerisch sein.
Hannes ist noch weiter hinten, wir warnen: „Dreh nach 40 km um, ab 50km ist es Grütze“. Hannes hat Pech, abbauende Phase erwischt, niedrige Basis, ansteigendes Gelände. Er muss auf den Acker. Der nächste Flugplatz wäre 6 km weg gewesen. Parellel sehen Michi und Axel im Tracking wie tief wir sind. Michi fährt alleine los um Hannes zu holen, für den Fall das wir auch noch verkacken (sorry, O-Ton ;o)
Einen schöne Wiese hat er sich wieder gesucht: Hannes. Der Name kommt aus dem lateinischen und bedeutet: „Der, welcher oft die Bauern auf den Feldern besucht.“ Nebeneffekt der Bundesliga: So routiniert, wie wir auch mal verkacken, fallen auch die Außenlandungen aus. Keine kritischen Ereignisse, immer safe bleiben. Daran halten wir uns alle, und alle haben Hängertouren hinter sich. Außer Kai Kunze, aber der fliegt ja auch besser. ;) Hannes hat zwar die Mindeststrecke für die Junioren, aber zu mehr reicht es nicht. Also ab jetzt liegt es an uns. Wir entscheiden uns, zusammen zu bleiben und auf jeden Fall nicht tief runter zu fliegen.
Dann bei Erreichen der Basis endlich wieder Optionen. Optik Richtung Osten schaut brauchbar aus. Wir können es laufen lassen. Ich steige zwar merklich besser als Nino, aber als der Gas gibt können wir nicht mehr zusammen bleiben. 10 Jahre Unterschied bei den Flugzeugen (Discus b versus Discus 2b) machen eben doch was aus. Oder flieg ich einfach zu schlecht? Wer weis :D)
Der Schenkel zurück geht gefühlt drei mal so schnell. Wir haben 25 kmh Rückenwind und die schieben ordentlich. Ninos Groundspeed sagt 195kmh. Wir jubeln im Flugzeug.
Nino ist schon über dem Platz, ich hab noch 6 km. Zwischenstand nach 2,5 Stunden: Jetzt wäre die Wertung i.O., aber mein Schnitt nur bei 82 km/h, ich verlängere nochmal. Direkt unter uns glänzen unsere Hängerzüge, weiß wie die Flieger und schön aufgereiht wie die Wolken (siehe Bilder unten).
Wir entscheiden uns zur Wende knapp am Luftraum. Ich bin zwar hinten, aber sehe Nino vorne kurbeln und schaffe es wieder ran. Dann wieder Richtung Westen lasern. Aber auf jeden Fall obachtig, lieber etwas früher umdrehen. Dann bei km 35 wird es wieder mau, wir drehen um.
Beide fliegen wir Richtung Rheintal, Nino knapp unser dem C- Luftraum von Frankfurt unter der guten Reihung, mir ist das zu heikel und ich halte mich eher südlich über Worms. Bin erstaunt wie zügig wir Speed machen. Schnittrechner bestätigt das. 123 km/h auf 62 km. Das ist für unseren Maßstab und ohne Wasser passabel.
Der Rest des Fluges ergibt sich dann. Wir bleiben auf der Linie Worms-Baumholder. Mein Schnitt ist wegen dem schlechten Start etwas niedriger, also hänge ich nochmal ein Jojo dran.
Bei Nino nach knappen 3,5 h, bei mir nach 4 h: Der Schnitt passt, der Tag war geil. Wir landen. In Bad Sobernheim gelandet warten schon die Teamkollegen. Wir schauen in die Wertung: Erst 7 Vereine haben gewertet, 14 Punkte, wir Platz 1 in der Momentaufnahme. Für die Runde. Wir schießen ein Abschlussbild.
Auf der Heimfahrt bin ich froh, dass Axel Beifahrer ist. Alle 10 Minuten werden die Ergebnisse gecheckt. Reicht es für Platz 2? Bis wir nach knappen 3 h wieder auf dem Hornberg sind, schaut es ganz danach aus. Ausgelassene Stimmung auf der Rückfahrt. Hannes fährt durch, Nino und ich tanken. Hannes holen wir knappe 20 km vor dem Ziel ein.
Am Montag 10:00 den Wecker gestellt, bei dem Blick in die Wertung ist klar: Wir haben Platz 2 in der vorletzten Runde! Bisher die geilste Teamaktion die wir so gemacht haben.
Daher auch mein Kommentar im Flug:
Danke an:
- Den Beirat für die Freigabe zu dieser Aktion
- Meister Frank für die Wetterinfos
- Lars für die bunten Bilder und das AUslesebesteck
- Lachen Speyerdorf für die Übernachtungsmöglichkeit
- Bad Sobernheim für die Gastfreundschaft
- Ronny für die ruhige Nacht
- MIC für das Begleiten
- Axel für das Fahren und die Begleitung
@Stadtlohn: Möge die letzte Runde alles entscheiden!
Man sieht: So was funktioniert nur, wenn alle an einem Strang ziehen. Neben den Piloten eben auch noch andere. Ohne den Verein als Stütze hätten wir das nicht geschafft. Nun gibt es noch eine Runde zu fliegen, Stadtlohn kann also noch 10 Punkte aufholen. Wir sind gespannt. Auf jeden Fall eine sehr spannende Saison!