Mit einem wegen des nicht fliegbaren Wetters spontan organisierten Ausflug zur Aero nach Friedrichshafen endete am Samstag den 27. April unser diesjähriges Streckenfluglager. In den Tagen davor war es allerdings heiß hergegangen: Vom 23. bis zum 25. April herrschte bestes Streckenflugwetter, bei dem die Lehrgangsteilnehmer mit 16 Flugzeugen insgesamt fast 16500 km im motorlosen Segelflug zurücklegten!
Dabei hatte es eher verhalten begonnen. Am Startwochenende 20./21. April konnte wegen tief hängender Wolken gar nicht geflogen werden und auch am folgenden Montag waren nur kurze Übungsstarts möglich. So wurde die Zeit genutzt, um die vom Baden-Württembergischen Streckenflugförderverein zur Verfügung gestellten zusätzlichen Flugzeuge aufzubauen, zu überprüfen sowie die GPS-Navigationsrechner mit neuesten Updates zu versorgen. Daneben teilte Fluglagerorganisator Freddy Hein die 16 Flieger in vier Gruppen ein, gestaffelt nach Leistungsniveaus der Flugzeuge und Piloten. In den Gruppen A und B wurden die erfahreneren Piloten unter Leitung von Joachim Koch und Ingo Treuter zusammengefasst, in Gruppe C flogen die älteren Clubklasse-Flugzeuge unter Leitung von Günter Kölle und in Gruppe D flog der Nachwuchs, geleitet von Freddy Hein selbst.
Am Dienstag standen dann endlich die Zeichen auf Start. Mit zwei Schleppmaschinen wurden alle 16 Flugzeuge innerhalb von anderthalb Stunden in die Luft gebracht, wo sich die vier eingeteilten Gruppen jeweils in einem „Bart“, wie man ein Aufwindgebiet im Fliegerlatein nennt, zusammenfanden, um gemeinsam in Richtung ihres ersten Streckenziels abzufliegen. Dabei waren die Bedingungen durch die dichte Bewölkung anfangs recht schwierig und eine Menge Kommunikation über Funk war notwendig, um während des Fluges zusammenzubleiben und sich gegenseitig über die besten Aufwinde zu informieren. Aber es ging ja um Ausbildung und damit um das Erlernen der vielfältigen, beim Streckenflug zu bewältigenden Aufgaben. Den Funkverkehr kurz und präzise abzuwickeln, gleichzeitig optimal im Aufwind zu steigen, die nächste vielversprechende Cumuluswolke auf dem Weg zum Wendepunkt auszuwählen, anzufliegen und dabei ständig zu navigieren, all dies mußte koordiniert werden. Am ersten Tag klappte dann auch noch nicht alles reibungslos, so dass Gruppe D den letzten Streckenabschnitt der Aufgabe aus Zeitgründen nicht mehr abfliegen konnte.
Der Lerneffekt zeigte sich dann aber bereits am zweiten Tag, als Gruppe D bei Laichingen die Gruppe C, welche gerade in der Thermik kreisend Höhe „tankte“, mit deutlichem Höhenpolster überholte, mit Vorsprung am ersten Wendepunkt „Klippeneck“ bei Trossingen eintraf und ihre Aufgabe komplett erfüllen konnte. Der Donnerstag brachte dann noch einmal Steigerungen sowohl bei den Leistungen der jungen Piloten als auch beim Wetter, so dass am Ende die Lernerfolge direkt sichbar waren: In der Junioren-Mannschaftswertung der dezentralen deutschen Meisterschaften DMSt belegten die Gmünder mit einem Dreierteam aus Christiane Roob, Verena Kölle und Max Wagenblast nun Platz 1 in Baden-Württemberg bzw. Platz 5 in Deutschland. Lars Linkner schaffte es in der Einzelwertung in Baden-Württemberg auf Platz 1 und Verena Kölle auf Platz 2.
Rückblickend hat das Streckenfluglager allen Teilnehmern wunderschöne Flügen und eine große Erweiterung ihres Erfahrungsschatzes beschert. Daran hatte auch das Wetter durchaus seinen Anteil, unterschied sich doch die Charakteristik der Thermik an allen drei Tagen deutlich, wodurch unterschiedliche Flugtaktiken erforderlich waren.
Am Ende sorgte Joachim Koch noch für einen echten Knaller: Mit der frisch gewarteten Ka6, einem über 50 Jahre alten Leistungseinsitzer aus Holz, flog er in gut 7 Stunden sage und schreibe 430 km! Eine Glanzleistung, die ihm wohl so bald keiner nachmachen wird.