Ein "Zögling" über dem Hornberg

Veröffentlicht am 26.09.2025

Am Samstag 20. September war es endlich soweit: Auf dem Homberg fand unsere große 100 Jahre Jubiläumsfeier statt. Neben dem offiziellen ersten Teil am Vormittag, bei dem viele namhafte Vertreter aus Politik und Umgebung das Wort ergriffen, gab es an diesem Tag auch Flüge, die mit Fug und Recht als historisch eingestuft werden dürfen: Unter anderem flog wieder ein originales Gleitflugzeug vom Typ „Zögling“ über dem Hornberg! Es handelt sich dabei um einen der beiden Typen, deren Baubeginn den Beginn der Fliegergruppe Schwäbisch Gmünd markieren (Siehe unter https://extern.flg-gd.de/geschichte-des-vereins/). Und es war ein „Zögling“, der 1928 mit Joself Schedel den ersten nachgewiesenen Gleitflug im Bereich von Hornberg und Kaltem Feld durchführte.

Der "Zögling" über dem Hornberg, 192X (Archiv Gerd Zipper)
Der "Zögling" über dem Hornberg, 2025 (Foto: Leon Beisswanger)

Neben vielen flugfähigen Oldtimer-Segelflugzeugen vom fliegenden Museum Hahnweide e.V. und dem IG Scheibe e.V. um Hartmut Sammet kamen auch die beiden Segelflugenthusiasten Thomas Fessler aus Bettlach Solothurn im Schweizer Jura und Marius Fink (früheres Mitglied der Gmünder Fliegergruppe) auf den Hornberg. Sie brachten zwei historische Segelflugzeuge mit, darunter den erwähnten Zögling. Dieses Exemplar der bereits 1926 konstruierten Maschine war mit Baujahr 1944 zwar vergleichsweise „jung“, aber bestand dafür auch noch zu 90 % aus Originalteilen, wie Fessler, der das Flugzeug in den 2010er Jahren mit seinem Team restauriert und wieder flugbereit gemacht hatte, zu berichten wusste. Und die beiden Piloten hatten wirklich alles dabei: Eine Startschiene und ein spezielles V-förmiges Gummiseil für Gummiseilstarts, Seil und Auslösevorrichtung für Autostarts und alle für diese exotischen Startarten benötigten Berechtigungen.

Zögling im F-Schlepp hinter der Piper (Foto: Leon Beisswanger)
Zögling und Airbus (oder Boeing), (Foto: L. Beisswanger)
Gummihunde: Rennen!! (Foto: Leon Beisswanger)

So war der Zögling dann etliche Male in der Luft zu bewundern: Zunächst im Flugzeugschlepp, mit dem die beiden Piloten und die zahlreichen Zuschauer am Boden auch längere Flüge genießen konnten. Dann verwandelten sich 20 Gmünder Vereinspiloten in sogenannte „Gummihunde“, zogen die dicken Gummiseile lang und ließen den Zögling auf eine Art in die Luft schnellen, wie es 1928, damals hangabwärts, erstmals auf dem Hornberg geschehen war. Als Krönung folgten dann tatsächlich noch zwei Autostarts, eine Startart, die in den 1930er Jahre üblich war, auf dem Hornberg aber sicherlich schon etliche Jahrzehnte nicht mehr praktiziert worden ist. Und schon gar nicht, wie am Samstag, mit einem E-Auto. Die Gmünder Flieger sagen hiermit noch einmal allen ein herzliches Dankeschön, die Ihre Flugzeuge bereitwillig zu diesem Fest zur Verfügung gestellt haben. Das alles selbstverständlich kostenlos und ehrenamtlich.

Ebenfalls historisch und gleichzeitig ein wenig wehmütig war der letzte Segelflugstart gegen Abend: Bastian Hörber von der Gmünder Fliegergruppe und Freddy Müller, ein eingespieltes Doppelsitzer Wettbewerbsteam, flogen den alten Schuldoppelsitzer vom Typ Ka4 „Rhönlerche“ zurück in seinen heimischen Hangar am Nachbarfluggelände Bartholomä. Mit genau dieser Rhönlerche war der frühere Hornberg-Fluglehrer und Segelflieger-Urgestein Heinz Gromann zweimal eine 300 km Strecke geflogen. Das ist mit dieser behäbigen Schuldoppelsitzerkonstruktion aus dem Jahre 1952 eine bis heute unübertroffene Leistung, über die in Segelfliegerkreisen mit Ehrfurcht gesprochen wird. Gromann ist nun im August diesen Jahres, knapp 99-jährig, verstorben, und sein 99. Geburtstag fiel zufällig genau auf den Jubliäums-Samstag, den 20. September! So hat er von oben bestimmt zugeschaut, als „seine“ Rhönlerche mit Team „Heins“ („H1“ ist das Wettbewerbskennzeichen von Hörber und Müller) vom Hornberg abhob!

Die Rhönlerche, mit der Heinz Gromann 1976 seine 300 km geflogen ist, hier gesteuert vom Team "H1" Bastian Hörber und Freddy Müller (Foto: Martin Balzer, Filmausschnitt)

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