Freddy Hein ist neuer 15m-Klasse-Europameister!

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Es war sein erster Internationaler Wettbewerb und er ist direkt aufs Siegertreppchen geflogen: Bei den Segelflug-Europameisterschaften im englischen Lasham hat unser Freddy Hein am Freitag den 24. August den Europameistertitel in der 15 m Rennklasse erkämpft. Für uns ist dies der erste internationale Meistertitel und er setzt den Schlusspunkt unter das erfolgreichste Sportjahr in der Vereinsgeschichte.

Am Sonntagnachmittag wurde Freddy vom kompletten Verein auf dem Hornberg empfangen und stürmisch gefeiert. Sichtlich bewegt dankte er dem Verein für die erfahrene Förderung und die dauerhafte Unterstützung, die entscheidend zu diesem Erfolg beigetragen haben. Er selbst sprach mehrfach von „Gänsehaut“, die er immer noch verspürt und die man ihm auch ansah, die Siegerehrung lag ja gerade einmal 27 Stunden zurück! Überraschungsgast auf der Feier war auch der Ex-Weltmeister Uli Schwenk, der Freddy eine Flagge und damit symbolisch den Staffelstab für den deutschen Leistungssegelflug übergab. Lasham war Uli Schwenks letzter internationaler Wettbewerb, während Freddy mit seinen erst 33 Jahren für einen Titelgewinn ja noch sehr jung ist.

Seinen Titel hat er sich buchstäblich erkämpft: Fast drei Wochen war er mit seinem Betreuer Joachim Koch und seiner Freundin Jasmin in Lasham und inklusive der drei Trainingstage an 13 Tagen in der Luft. Das Wetter vieler Tage war am besten durch ein Wort beschreibbar: englisch! Früh herrschte oft erst einmal Nebel und Regen, trotzdem wurde dann häufig noch geflogen, nur wechselte dann währenddessen Regen und Sonne oft im 10-Minuten-Takt. Bei derart schwer abschätzbaren Wetterlagen konnten selbst vergleichsweise kurzen Strecken mit kaum 2 Stunden Flugzeit richtig anstrengend werden, erzählte Hein. Oft standen auch die Wolken nicht so hoch, so dass man, auch wenn man mal die maximale Höhe erflogen hatte, nach nur 10 Minuten schon wieder bei minimalen Steigwerten „ums Überleben“, d.h. gegen eine Außenlandung kämpfen musste. Als weitere Schwierigkeit kam die komplizierte Luftraumstruktur im Osten von London mit vielen gesperrten Gebieten hinzu: Allein das speziell für jede neue Tagesaufgabe für alle Piloten abgehaltene Luftraumbriefing konnte eine halbe Stunde dauern.

„Fliegerisch ein Leckerbissen, wenn man zäh ist!“ So brachte Hein den Wettbewerb für sich auf den Punkt. Zu Beginn, so erzählte er weiter, hatte er sich ein wenig an seinen Teamkollegen, den erfahrenen Uli Schwenk, drangehängt. Das gab ihm Sicherheit, die beiden starteten mit einem Tagessieg in den Wettbewerb. Am dritten Wertungstag hatte er Schwenk zum ersten Mal ein wenig hinter sich gelassen und am vierten hatte er erstmals die Gesamtführung inne, sah sich damit allerdings auch einer eher noch größeren Nervenanspannung ausgesetzt. Er behielt aber die Nerven und erwies sich als der beständigste in dem 18 Piloten aus 12 Ländern umfassenden Feld.

Die Spannung wurde fast unerträglich, nachdem ihm bei wieder einmal typisch englischer Wechselwetterlage am vorletzten Wertungstag der Engländer Tim Scott die Führung abnahm. Er und sein Teamkollege konnten hier ihren Heimvorteil ausspielen, schließlich kennen sie das Gebiet mit seinen Eigenheiten deutlich besser. So kam es  am Freitag zur Entscheidung: Waren Hein und Schwenk am Anfang mehrfach nach der Startfreigabe direkt als erste losgeflogen (jeder bekommt bei Überfliegen der Startlinie seine eigene Startzeit), war nun strategisches Taktieren angesagt. Denn oft ist es so, dass die später startenden Piloten die ersten wieder einholen, wenn der vorgegeben Kurs in schwächeres Wetter führt und sie daneben auch von der Beobachtung des Flugweges der ersten profitieren. Also flog das gesamte Rennklassefeld über eine Stunde lang nach der Startfreigabe im Bereich des Flugplatzes herum, keiner wollte als erster los. Die für die gut 300 km messende Strecke bis zum vorhergesagten Thermikende zur Verfügung stehende Zeit wurde dadurch natürlich immer knapper.

Zuerst verloren die Engländer die Nerven und flogen ab. Der Rest des Feldes folgte in zwei Gruppen, Hein war in der letzten. Das Ende der ersten Teilstrecke war Oxford, hier herrschte schwer abschätzbare Blauthermik. Hier holte Hein die Engländer ein, fand einen starken Aufwind und kam schnell weiter, sein Hauptkonkurrent Scott war hier sehr tief gekommen und büßte Zeit ein. Am Ende kam Hein sogar noch ganze 4 Minuten vor Scott in Lasham an und holte sich mit dieser taktischen wie fliegerischen Meisterleistung den Tagessieg und den Titel.

Natürlich ist er damit nun bereits für die nächsten Europameisterschaften qualifiziert, außerdem ist evtl. auch eine WM-Teilnahme im nächsten Jahr drin.

So, und jetzt das Ganze nochmal in Bildern: